26. November 2020
Spin-Off Austria
Spin-off Austria Conference 2020: Akademische Startups sind unerlässlich für die Zukunft unseres Landes
Herbert Gartner und Hermann Hauser wollen, dass die genialsten Köpfe des Landes Unternehmen gründen.
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Foto: © Spin-Off Austria
Professoren von Elite-Universitäten aus drei Kontinenten unterstrichen die Notwendigkeit von Unternehmertum als dritte Säule des universitären Auftrags
Die beiden Investoren Hermann Hauser (Amadeus Capital Partners/I.E.C.T.) und Herbert Gartner (eQventure) weisen mit ihrer Initiative „Spin-off Austria“ auf die Diskrepanz zwischen aufgewendeten Forschungsausgaben und der fehlenden Übersetzung in wirtschaftliche relevante Anwendungen hin. Aus diesem Anlass fand gestern erstmals die Spin-off Austria Conference statt. Renommierte Experten aus Amerika, China, der Schweiz und Neuseeland gaben in Online-Keynotes und -Panels ihre Sichtweisen und Expertise an über 1000 Teilnehmer weiter. Die Conclusio: Spin-offs sind nicht „nice-to-have“, sondern alternativlos für die Zukunft unseres Landes.
Jasmin Güngör (Investment Manager, Hermann Hauser Investment GmbH) führte durch den virtuellen Konferenz-Tag. Dem Ruf der Initiatoren folgten Experten aus der Forschung, dem öffentlichem Sektor als auch Gründer, Investoren sowie Studenten. Zwischen den Keynotes sprachen Heinz Faßmann (Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Leonore Gewessler (Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) sowie Margarethe Schramböck (Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort) ihre Unterstützung für die Initiative aus. Besondere Aufmerksamkeit und öffentliche Sichtbarkeit erhielt die Spin-off Austria zudem durch die Unterstützung von Christoph Huber (Mitgründer BioNTech). Die Konferenz erzielte eine hohe Interaktivität der Teilnehmer und den regen Austausch im Konferenz-Forum.
„Disruptive Innovationen verändern unser Leben in den nächsten fünf Jahren“
Zu Beginn der Konferenz warf Co-Initiator Hermann Hauser (Co-Founder Amadeus Capital Partners, Vice-Chair EIC Pilot Advisory Board) die Frage auf, wofür es Universitäten überhaupt benötige? Dazu führte er das Mission Statement der britischen Royal Society an: die Wissenschaft müsse zum Wohle der Menschheit weiterentwickelt und genutzt werden. In erster Linie sind Universitäten für die Forschung und Bildung von Studenten verantwortlich. Jedoch dürfe die Übersetzung von Ideen in die Wirtschaft nicht vergessen werden. So haben nicht führende Unternehmen die disruptiven Innovationen, die unser Leben in den nächsten Jahren verändern werden, entwickelt. Die revolutionären Ideen sind, zum Beispiel Elektro- oder autonom fahrende Autos, von ehemals kleinen Startups erfunden worden. Sie wurden durch Leidenschaft, eine Vision und unberechenbarem Optimismus getrieben.
„Österreich muss endlich eine Brücke zwischen Unternehmen und Universitäten bauen, sodass der gesellschaftliche Nutzen von Wissenschaft nicht verloren geht“, so Hauser. Er zählte Faktoren auf, die es momentan am österreichischen Markt erschweren, ein Spin-off zu gründen. Weiters wurde unter anderem die Frage nach technologischer Souveränität aufgeworfen. „Österreich muss dazu im Stande sein, technologische Infrastruktur zu bieten. Und dies, ohne von anderen Ländern abhängig zu sein“, führte Hauser weiter aus. Auch die aktuelle Gesundheitskrise wird durch revolutionäre, schnell agierende und flexible Spin-offs positiv beeinflusst. „Das zeigt, wie entscheidend Spin-offs für Volkswirtschaften sind. Diese müssen ein Teil der universitären Leistungsvereinbarung werden, sodass einfache Richtlinien festgelegt werden können“, gab Hauser zum Ende seiner Keynote den Teilnehmern mit. Schließlich ist das Ziel der Initiative bis zum Jahr 2030 über 1000 Spin-offs in Österreich zu gründen. „Aus Spin-offs entstehen Jobs und wirtschaftlicher Wohlstand. Österreich darf nicht von anderen Ländern abhängig werden, wenn es um technologischen Fortschritt geht.“
„Europäische Länder müssen Investoren-freundlicher arbeiten“
Mark Ferguson (Generaldirektor der Wissenschaftsstiftung Irland, wissenschaftlicher Hauptberater der irischen Regierung und Vorsitzender des Beirats des Europäischen Innovationsrats) zeigte die Startup-Lücke zwischen den USA und Europa auf. Dabei wies er vor allem auf die fehlende Kommerzialisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen im europäischen Raum hin. Um in Österreich ein qualitativ hochwertiges Spin-off Ökosystem zu schaffen, benötige es ein dynamisches Umfeld, welches Innovationen ermögliche. Als die Märkte der Zukunft nannte er Umwelttechnik, medizinische Versorgung als auch künstliche Intelligenz.
„Innovation ist ansteckend“
In einem weiteren Vortrag sprach Giulio Superti-Furga (Wissenschaftlicher Direktor CeMM, Professor für Medizinische Systembiologie, Medizin Universität Wien) über die unzureichende Anzahl an Spin-offs in Österreich. Relativiert auf die Studenten und Wissenschaftler in Österreich, gibt es nicht ausreichend Spin-offs. Schließlich kann Kreativität erst dann entstehen, wenn die Übersetzung von Wissenschaft in Unternehmertum im universitären Bildungsauftrag verankert wird. Daraus würden nicht nur neue Jobs, Talente und Erfindungen entstehen, sondern dies auch den Anspruch an unsere Gesellschaft maßgeblich beeinflussen. Um die Wiege für mehr Spin-offs in Österreich zu legen, muss Innovation als eine staatliche Angelegenheit gesehen werden. Auch der Wert des Unternehmertums ist in Österreich noch hintenangestellt. Schuld dafür sind Hindernisse durch akademische oder staatliche Bürokratie. „Österreich fehlt es an Risikobereitschaft.“ Superti-Furga schloss seine Keynote mit drei Empfehlungen, die Österreich zu mehr Spin-offs verhelfen sollen, ab. (1) Es benötige klare Richtlinien und Hilfestellungen. (2) Zudem müsse der Wert von Wissenschaftlern wahrgenommen werden und schließlich (3): „Spin-offs! Gedanken und Ideen müssen wertgeschätzt und gesichert werden. Denn damit können gesamte Gesellschaften verändert werden“.
Den ersten drei Keynotes folgte unter der Moderation von Klara Brandstätter (Managing Director, I.E.C.T. Hermann Hauser Management GmbH) ein diskussionsfreudiges Panel. Raphael Friedl (Managing Director tech2be), Martin Mössler (Managing Director Science Park Graz), Marlies Baurecht (Head of Entrepreneurship, IPR, Seed Financing AWS), Silvia Laimgruber (Head of Structural Programmes department FFG) zeigten sich einig, dass Spin-offs neue Standards für die österreichische Wirtschaft setzen können. Universitäten sollen dabei als Inkubator auftreten. Je enger diese mit anderen Spin-offs zusammenarbeiten, desto mehr würden sie in Folge weitere anziehen.
In die Nachmittags-Session leitete Yan Gong (Professor für Entrepreneurial Management Practice an der CEIBS und Programmdirektor des CEIBS Entrepreneurial Leadership Camp/CEIBS Venture Capital Camp) mit einem Einblick in den chinesischen Startup-Markt. China ist die Startup-Nation schlechthin. So sind die USA (203) und China (206) die Nationen mit den meisten Unicorns. Indien folgt mit 21. China habe das größte Startup Ökosystem weltweit. 2018 hätten allein 11.800 Inkubatoren mehr als 620.000 Startups zum Erfolg geholfen. „Ausschlaggebend ist vor allem, dass Innovation ein zentrales Thema der Politik wurde. Die chinesische Wirtschaft ist innovationsgetrieben“, betonte Gong. Dieser Ansatz beinhaltet einen Top-Down-Zugang, der Startups eine systematische Unterstützung zuspreche, wie zum Beispiel die Reduzierung von Steuern. Jedoch dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass eine große Lücke zwischen der Anzahl an Patenten und Startups sowie dem Zitieren dieser Patente bestehe. China hat aktuell noch wenig Einfluss auf die globale Innovation. Gong gab den mehr als tausend Zuhörern abschließend mit, dass es „eine stärkere Versagenskultur benötige. Wir müssen das Versuchen und Scheitern zulassen.“
David Gann (Pro-Vize-Kanzler Entwicklung und Außenbeziehungen der University of Oxford) verdeutlichte einmal mehr, dass Universitäten den Studenten die Rahmenbedingungen zum Erfolg mitgeben. Talent und Möglichkeiten sind die zwei verbindenden Teile, die Bildungseinrichtungen bieten können. Zu Entrepreneurship gehört auch eine Portion Glück. Gann stellte an sein Podium die Frage, was Unternehmen der Gesellschaft eigentlich nützen. Dies zeigte er mit der aktuellen Gesundheitskrise auf. „Entrepreneure lösen Probleme, finden Möglichkeiten und entwickeln Organisationen für neue Ideen. Es geht nicht um die Technologie, sondern darum, ökonomische und soziale Effekte auf die Gesellschaft auszuüben.“ So bringt Unternehmertum die Schnelligkeit und Agilität, die Forschung und Ressourcen, Lehre und Training als auch neue Standards, um uns von der weltweiten Pandemie zu befreien. „Um dies zu erreichen, benötigt es eine wissenschaftliche Kultur, die dies nicht verhindert, sondern fördert. Die genialen Köpfe eines Landes dürfen nicht durch Bürokratie ausgebremst werden.“
Auch Tomas Brenner (Geschäftsführer des Innovation und Entrepreneurship Lab (ieLab), dem Inkubator der ETH Zürich für Pre-/ Early Stage Deep Tech Start-ups) betonte, dass es innerhalb eines Landes unternehmerisches Denken und Handeln benötige. „Das Ziel ist, die Technologien in die Gesellschaft hinauszutragen und sie zu übersetzen.“
Was sind aber nun Erfolgsfaktoren, um ein Spin-off zu gründen? Dieser Frage widmete sich Ken Morse (Serial Entrepreneur und Investor, Gründungsgeschäftsführer des MIT-Entrepreneurship-Zentrums) in seiner Analyse. Von Innovation kann erst dann gesprochen werden, wenn diese auch kommerzialisiert wird. „Fokus, außerordentlicher Ehrgeiz, ein Team von Workaholics und die richtigen Verkaufsargumente“, nannte Morse als die wichtigsten Faktoren.
Greg Galvin (Serial Entrepreneur der Cornell University) schloss sich diesen Gedanken an und gab zu bedenken, dass Unternehmertum nicht immer in unserer akademischen Welt verankert war. „Die Gründung von Startups entwickelte sich von nicht existent hin zu einer Notwendigkeit. Um dieses unternehmerische Ökosystem zu kreieren, benötigt es jedoch Zeit. Der Kern sind Forschung und der wissenschaftliche Nachwuchs“, so Galvin abschließend.
In der letzten Panel-Diskussion wurde von Moderatorin Anita Eder (Administrative Director CeMM) noch einmal die Frage aufgeworfen, inwiefern Innovation für Österreich wichtig sei. So herrschte Einigkeit, dass Studenten heutzutage nicht mehr ausschließlich Profit schlagen wollen, es ginge vielmehr um „Social Entrepreneurship“. „Studenten wollen innovativ sein und gleichzeitig Gutes tun. Das bedeutet, ein Startup zu gründen und Kunden zu gewinnen, um Arbeitsplätze zu schaffen und dem eigenen Land zu wirtschaftlichem Erfolg zu helfen. Die Entrepreneure von heute wollen einen sozialen Beitrag leisten“, meinte Morse.
Harald Kainz (Rektor der Unversität TU Graz) gab dem Publikum in den Abschlussworten mit, dass es noch genügend Raum für Innovation gäbe. „Ich rufe alle Universitäten unseres Landes dazu auf, an der Spin-off Austria Initiative teilzunehmen. Spin-offs sind wesentlich für die Zukunft unseres Landes. Die Konferenz hat auf deren Bedeutung hingewiesen wird dazu beitragen, unser Ziel von mehr als 1.000 Spin-offs bis 2030 zu erreichen. Dieses Ziel muss die Politik mittels Anpassung der Leistungsvereinbarungen von den Universtäten einfordern.“
Die Spin-off Austria Conference 2020 wurde gesponsert von BDO Austria, Erste Bank und Sparkasse, hba Rechtsanwälte sowie Wüstenrot.
Bildtext: Herbert Gartner und Hermann Hauser wollen, dass die genialsten Köpfe des Landes Unternehmen gründen.
Bildquelle: Spin-off Austria
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Thomas Reiter, Reiter PR
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