28. Februar 2023

EcoAustria

EcoAustria: Langfristige Herausforderungen im Wintertourismus müssen jetzt angegangen werden

Wien, am 28. Februar 2023: Rund 29,4 Mrd. Euro trug der Tourismus in den Jahren 2018 und 2019 laut nationalem Tourismus-Satellitenkonto der Statistik Austria zur österreichischen Wertschöpfung bei. Konkret belief sich der Beitrag damit auf 7,5 % der Gesamtwertschöpfung. Gemessen an den Ankünften von TouristInnen weist Österreich im europäischen Vergleich eine beinahe ausgeglichene Verteilung zwischen Sommer- und Wintersaison auf. Es entfallen 58 % der Ankünfte auf die Sommer- und 42 % auf die Wintersaison. In Hinblick auf die Einnahmen leistet Letztere trotz der anteilsmäßig geringeren Ankünfte jedoch den bedeutsameren Beitrag. Zwischen 2007 und 2019 machten die Einnahmen in der Sommersaison im Durchschnitt lediglich 74 % der Einnahmen der Wintersaison aus, was die Bedeutung der Wintersaison für den österreichischen Tourismus unterstreicht.

 

Abbildung 1: Einnahmen aus dem Tourismus laut Reiseverkehrsbilanz, 2007 - 2021.

Eine immer größer werdende Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang der Klimawandel dar. Dessen Auswirkungen führen zu einem Rückgang der Schneedecke, wodurch das Betreiben des klassischen Wintertourismus künftig zunehmend schwieriger wird. Daten der Statistik Austria veranschaulichen in welchen Gemeinden Österreichs die Anzahl der Schneetage im Jahr 2050, verglichen mit dem Jahr 2000, am stärksten abzunehmen droht. In den westlichen Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg wird deutlich, dass die Anzahl der Tage mit einer Schneedecke von zumindest 1 cm um bis zu 142 Tage zurückgehen wird. In der großen Mehrheit der Gemeinden in Tirol und Vorarlberg beträgt der Rückgang in einem pessimistischen Szenario mehr als 100 Tage. Eine detaillierte Veranschaulichung dieser Daten bietet hier die interaktive Onlinekarte des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.

Um den oben genannten Herausforderungen entgegenzuwirken, gibt das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria folgende Handlungsempfehlungen ab: 

  1. Damit die Infrastruktur im Wintertourismus auch bei alternativen Wetterbedingungen ertragreich weiterbetrieben werden kann, müssen bestehende Anlagen entsprechend adaptiert werden. Hier erscheint es angesichts des bereits bestehenden Flächen- und Ressourcenverbrauchs weniger zielführend, in den kommenden Jahren neue Anlagen zu errichten. Stattdessen kann mancherorts auch ein Rückbau der Kapazitäten eine förderliche Maßnahme sein.
  2. Weiters benötigt es einen stärkeren Fokus auf den Aktivtourismus (Abenteuer, Wandern, Radfahren usw.), der sich ressourcenschonend in die Landschaft einfügt und das Abenteuer Alpintourismus neu definiert.
  3. Maßgeblich scheint auch die Bereitstellung attraktiver Rahmenbedingungen für sogenannte digitale Nomaden bzw. international tätige Erwerbstätige. Eine wichtige Voraussetzung für die von dieser Zielgruppe bevorzugten Ziele ist etwa eine leistungsfähige Internetanbindung.
  4. Relevant erscheint zudem die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, sodass auch der ökologische Abdruck der Anreise kleiner wird, erklärt EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna: „Hier muss auf überregionaler Ebene ein attraktives Infrastruktur-Angebot entstehen, das eine schnelle und komfortable Anreisemöglichkeit aus europäischen Zentren vorsieht. Dies bedingt auch Kooperationen mit den Herkunftsregionen der TouristInnen, durch die es gelingen muss, mehr Verkehr auf die Bahn zu verlagern, wie es aktuell noch nicht möglich ist.“
  5. Außerdem ist darauf zu achten, dass die öffentliche Tourismusförderung auf genau diese Ziele ausgerichtet wird und somit lediglich Projekte durch knappe öffentliche Ressourcen unterstützt werden, die diese Ziele zu einem großen Teil erreichen.

Schließlich kann eine Neuausrichtung des Wintertourismus ferner dazu beitragen, auch neue Bevölkerungsgruppen und Herkunftsregionen in Europa anzusprechen, was positiv zur Diversifizierung im österreichischen Tourismus beiträgt.

Weitere Informationen finden sich unter https://ecoaustria.ac.at/wintertourismus/

Pressekontakt:
Thomas Reiter, Reiter PR
0676 66 88 611
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