22. Juni 2024
EcoAustria
Studie: Digitale US-Exporte übertreffen jene Europas um das über Zehnfache
In Österreich entfallen nur 1,1 Prozent der Gesamtexporte auf digitale Güter
Wien, am 24. Juni 2024: In unserer heutigen Wirtschaft beschränkt sich der internationale Handel längst nicht mehr auf den Austausch physischer Produkte, sondern umfasst auch eine immer größer werdende Anzahl digitaler Güter. Wenn jemand in Österreich beispielsweise ein Videostreaming-Abonnement des US-amerikanischen Anbieters Netflix kauft, ist dies eine internationale Handelstransaktion. Da Technologieunternehmen allerdings häufig lokale Tochtergesellschaften besitzen, die ihre Auslandstransaktionen verschleiern, und der Handel von Dienstleistungen nicht sehr granular erfasst wird, gestaltete sich die Erfassung des internationalen Handels mit digitalen Produkten bislang schwierig.
Eine in Nature Communications diese Woche publizierte Studie, die von einem Forscher:innen-Team rund um EcoAustria Researcher Philipp Koch erstellt wurde, liefert nun einen neuen Ansatz zur Schätzung des internationalen Handels mit digitalen Produkten. Durch den Einsatz von Machine Learning kombiniert mit Umsatzstatistiken von mehr als 15.000 Unternehmen erstellte das Team bilaterale Handelsschätzungen für 31 Sektoren, 189 Länder und alle Jahre von 2016 bis 2021.
Die Ergebnisse zeigen, dass die digitalen Exporte der USA im Jahr 2021 jene der EU-27 um das über Zehnfache übertrafen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das ein Verhältnis von 672 Mrd. US-Dollar zu 48 Mrd. US-Dollar, was weitere Beweise für die wachsende digitale Kluft zwischen den beiden Wirtschaftsstandorten liefert. Auch China hat die EU-27 im selben Zeitraum um mehr als das Doppelte übertroffen (107 Mrd. US-Dollar).
„Österreich exportierte im Jahr 2021 weniger als 290 Mio. US-Dollar an digitalen Produkten. Das entspricht lediglich rund 1,1 Prozent der gesamten österreichischen Waren- und Dienstleistungsexporte”, erklärt Philipp Koch, Researcher am Institut von EcoAustria.
Mit Hilfe dieser Daten kann Aufschluss über das Wachstum, die Geografie und die Nachhaltigkeitsimplikationen des digitalen Handels gegeben werden. Der digitale Handel unterscheidet sich in fünf wesentlichen Dimensionen vom physischen Handel:
1. Räumliche Konzentration: Im Vergleich zu physischen Gütern sind die Exporte digitaler Produkte räumlich stärker konzentriert. Das bedeutet, dass nur wenige Länder die globalen digitalen Exporte dominieren.
2. Schnelles Wachstum: Der Handel mit digitalen Produkten wächst schneller als der Handel mit physischen Gütern und Dienstleistungen, was die zunehmende Bedeutung digitaler Produkte in der globalen Wirtschaft unterstreicht. Im Jahr 2021 zeichnete der digitale Handel mit knapp 1 Billion US-Dollar für rund 3,5 Prozent des insgesamten Welthandels verantwortlich.
3. Transparente Handelsbilanz: Digitale Exporte können uns helfen, Handelsbilanzen besser zu verstehen. Länder wie die USA, die ein Defizit in der Handelsbilanz von Waren und Dienstleistungen aufweisen, haben einen großen und positiven Handelsüberschuss bei digitalen Produkten. Europäische Länder hingegen verzeichnen meist negative Bilanzen im Bereich des digitalen Handels.
4. Umwelt- und wirtschaftliche Vorteile: Länder, die Wirtschaftswachstum von Treibhausgasemissionen entkoppelt haben, tendieren zu höheren digitalen Exporten, was darauf hindeutet, dass der digitale Handel nachhaltigere Formen der wirtschaftlichen Entwicklung unterstützen kann.
5. Wirtschaftliche Komplexität: Digitale Produkte sind tendenziell von höherer wirtschaftlicher Komplexität als physische Produkte, was darauf hindeutet, dass digitale Produkt-Exporte wertvolle Beiträge zur Weiterentwicklung einer Wirtschaft leisten.
„Insgesamt sind gesteigerte digitale Exporte ein Schlüsselelement für das langfristige wirtschaftliche Wohlergehen von Österreich und Europa im globalen Markt. Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen einmal mehr die Notwendigkeit für Europa, den digitalen Sektor zu stärken und in digitale Infrastruktur zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben”, resümiert Koch.
Alle Informationen zu den Studienergebnissen finden sich hier.
Pressekontakt
Tobias Leschka, Reiter PR
0664 57 39 730
Rückfragehinweis
Philipp Koch, EcoAustria
0664 40 43 131
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