23. März 2023

EcoAustria

Austrian Investing Report 2022: Weniger Finanzierungsrunden und mehr Exits geplant

Medieninformation

Wien, am 23. März 2023: Mit dem Austrian Investing Report 2022 wurde erstmals das vorbörsliche Investitionsgeschehen in Österreich umfassend untersucht. Die nun gewonnenen Erkenntnisse geben Aufschluss über die Investitionsmotive und das Verhalten sowohl von Angel- als auch von institutionellen Investor:innen. Der Bericht soll zur Ausgestaltung förderlicher Rahmenbedingungen für innovative Jungunternehmen beitragen. Der Auftrag erfolgte gemeinschaftlich von der Austrian Angel Investors Association (aaia), der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) und der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws). Die Studie wurde vom WU Entrepreneurship Center und dem Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria durchgeführt.

Trotz der wichtigen volkswirtschaftlichen Bedeutung wird es aktuell für innovative Jungunternehmen herausfordernder, in frühen Phasen Kapital einzusammeln. „Am vorbörslichen Kapitalmarkt ist es 5 vor 12 – Österreich muss hier die Weichen für ein entsprechendes Finanzierungsumfeld schaffen. Mit unserer Studie wird die aktuelle Situation für Innovationsträger:innen, Startups und Scaleups verdeutlicht: Die aktuelle Marktlage führt zu erheblichen Herausforderungen im Finanzierungsprozess, welche weitreichende Folgen für den nationalen Wirtschaftsstandort nach sich ziehen werden. Dahingehend gilt es, bereichsübergreifende Partnerschaften zu stärken und gemeinsam strukturelle Änderungen auf politischer Ebene mit Nachdruck voranzutreiben“, so Christiane Holzinger, aaia Boardmember und Business Angel.

Startups sind für den österreichischen Wirtschaftsstandort wichtige Innovationstreiber. Trotz dieser Bedeutung wird es aktuell für innovative Jungunternehmen herausfordernder, in frühen Phasen Kapital einzusammeln. Dies sehen wir nicht nur in unserer täglichen Arbeit als Förderbank des Bundes, sondern bestätigt auch der Austrian Investing Report. Die Untersuchung zeigt aber auch, für mehr als 70 % der Investor:innen geht von öffentlichen Förderungen und Garantien für Startups eine positive Signalwirkung aus. Insbesondere im aktuell herausfordernden Marktumfeld schaffen aws Förderungen und Garantien positive Anreize, gleichzeitig bauen die Matching-Services im Rahmen von aws Connect wichtige Brücken zwischen Startups, Investor:innen und Corporates“, sagt aws Geschäftsführer Bernhard Sagmeister.

Aus Sicht der Beteiligungsunternehmen zeigt sich für 2023 in der Tat ein schwieriges Investitionsumfeld, wie Nikolaus Graf, Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit bei EcoAustria ausführt: „Institutionelle Investor:innen und Angel Investor:innen planen 2023 eine Verringerung der Zahl der Beteiligungen sowie eine Erhöhung der Veräußerungen. Dabei sehen zumindest die Vertreter:innen der institutionellen Investor:innen eine Ausweitung des investierten Kapitals vor. Angel Investor:innen planen hingegen eine Verringerung des investierten Kapitals.“ Thematisch liegt der Investitionsfokus bei beiden Gruppen auf den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik, Energie und künstliche Intelligenz.

Geschäftsmodell und Technologie als wichtigste Entscheidungskriterien
Über 82 Prozent der befragten Investor:innen nannten das Geschäftsmodell als Entscheidungskriterium für Investitionen, fast 73 Prozent die Technologie. Als oberstes Motiv steht für Investor:innen die Rendite im Vordergrund (21 Prozent). Nicht viel seltener werden aber auch die Unterstützung der Gründer:innen (18 Prozent), der Spaß an der Zusammenarbeit (17 Prozent) und die Weitergabe von Knowhow (12 Prozent) als Motive genannt. „Durchaus überraschend ist der hohe Fokus auf Investments in österreichische Wachstumsunternehmen. Mehr als 56 Prozent der Beteiligungen werden an österreichischen Unternehmen gehalten. Das ist positiv und wichtig für den Standort”, so Dr. Rudolf Dömötör, Direktor WU Gründungszentrum.

Interessant ist auch, dass Angel Investor:innen im Vergleich zu institutionellen Investor:innen laut Report stärker zwischen einzelnen Anlageformen diversifizieren. So entfallen etwa 21 Prozent des investierten Vermögens auf Startups, Scaleups und Spin-offs, 31 Prozent auf Immobilien, 21 Prozent auf Aktien bzw. Anleihen und 14 Prozent auf KMU und bestehende Unternehmen. Institutionelle Investor:innen agieren hingegen mit stärkerem Fokus auf Startups, Scaleups und Spin-offs. Rund 77 Prozent ihres investierten Vermögens entfällt auf diese Gruppen von Unternehmen.

Partnerschaften und Kooperationen zwischen Investor:innen gefragt
Die Studie unterstreicht, dass Investor:innen bei Finanzierungen meist kooperativ in Partnerschaften mit anderen Anleger:innen vorgehen. Nur etwa ein Fünftel der Studienteilnehmer:innen gab an, im Zuge von Finanzierungsrunden alleine zu investieren. Unterschiede zwischen Angel Investor:innen und institutionellen Investor:innen ergeben sich allerdings in der Auswahl ihrer Kooperationspartner:innen. Angel Investor:innen kooperieren stärker mit anderen Angels (58 Prozent) und institutionelle Investor:innen häufiger mit anderen institutionellen Investor:innen (33 Prozent). Für die Auswahl der Partner:innen sind insbesondere persönliche (47 Prozent), berufliche (34 Prozent) aber auch kuratierte Netzwerke (17 Prozent) ausschlaggebend. 

Maßnahmenpaket gefordert
„In Zeiten wie diesen sind Maßnahmen zur Aktivierung von mehr Investitionen in Startups und Jungunternehmen bedeutender als je zuvor. Aktuelle, globale Entwicklungen werden ihren Stempel hinterlassen, umso mehr gilt es die Rahmenbedingungen für unsere innovativsten Köpfe an diese Entwicklungen anzupassen“, argumentiert Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Darunter fallen etwa der Abbau bürokratischer Hürden bei der Gründung, Anreizsysteme für eine zeitgemäße Mitarbeiter:innenbeteiligung oder rechtliche Rahmenbedingungen, die Wachstum fördern.

Foto: v.l.n.r.: Bernhard Sagmeister (aws), Amelie Groß (WKÖ), Christiane Holzinger (aaia), Rudolf Dömötör (WU Gründungszentrum), Nikolaus Graf (EcoAustria) und Laura Egg (aaia)

Credit: Alexander Müller

Methodik
Zur Befragung wurde ein elektronischer Fragebogen über die Website der Austrian Angel Investors Association zugänglich gemacht, der sich an Business Angel Investor:innen sowie an institutionelle Investor:innen richtete. Die Erhebung fand im Zeitraum 25. November 2022 bis 13. Jänner 2023 statt. Die Teilnehmer:innen wurden nach sozialen, demografischen und institutionellen Kriterien strukturiert, und inhaltliche Fragen differenziert nach den Investor:innen-Kategorien ausgewertet. Insgesamt haben über 350 Investor:innen bzw. deren Vertreter:innen an der Umfrage teilgenommen. Die meisten Auswertungen hatten eine Stichprobe von etwa 130 bis 135 Teilnehmer:innen.

Über die Austrian Angel Investors Association
Die Austrian Angel Investors Association (aaia) ist ein Non-Profit-Verein mit dem Ziel Innovation österreichweit zu unterstützen – durch die Förderung und Professionalisierung der Business Angel Szene. Mit mittlerweile mehr als 250 Mitgliedern hat sich die Organisation zu einem der wichtigsten Eckpfeiler für das heimische Startup-Ökosystem und zu einem der führenden Angel-Netzwerke in Europa entwickelt. Die Schwerpunkte der aaia liegen auf der Vernetzung von Startups mit privaten Investor:innen, dem Transfer von relevantem Knowhow und der Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen für Startups.

Über die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws)
Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ist die Förderbank des Bundes. Durch die Vergabe von zinsgünstigen Krediten, Garantien, Zuschüssen sowie Eigenkapital unterstützt sie Unternehmen von der ersten Idee bis hin zum Markterfolg bei der Umsetzung ihrer innovativen Projekte. Die aws berät und unterstützt auch in Bezug auf den Schutz und die Verwertung von geistigem Eigentum. Ergänzend werden spezifische Informations-, Beratungs-, Service- und Dienstleistungen für angehende, bestehende und expandierende Unternehmen angeboten. Mit den Matchingservices der Plattform aws Connect vernetzt die aws zudem Startups mit Investor*innen, Business Angels und etablierten Unternehmen.

Über die AVCO
Die AVCO – Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation – ist die Interessensvertretung der Beteiligungskapitalindustrie in Österreich und bietet ihren Mitgliedern – VC/PE Fonds, Berater:innen, Unternehmen etc. – vor allem Sichtbarkeit und Vernetzung. Als aktive Networking-Einrichtung bringen wir die Stakeholder des vorbörslichen Kapitalmarkts zusammen. Um den Innovations- und Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken, setzen wir uns zusammen mit unseren Mitgliedern und Partnern für die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für einen effizienten, wachsenden und zukunftsfähigen Kapitalmarkt ein.

Pressekontakt
Thomas Reiter, Reiter PR
+43 676 66 88 611
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